Es zählt allein der Augenblick … vier Trauertexte

Wenn dich die Nachricht vom Tod eines geliebten Menschen unvermittelt tief ins Mark trifft, scheint die Zeit still zu stehen. Die Zukunft ist ausgelöscht, die Vergangenheit unwiederbringlich vorbei. Und wenn du Glück hast, kommen die Tage, an denen du den Augenblick bewusst wahrnimmst und dich an vergangenen Augenblicken erfreust. Irgendwann.

 

Unwiederbringlich

Unwiederbringlich. Das Wort hat sich in meinen Kopf eingeschlichen und selbst eingemauert. In meinen Geist und in mein Herz. Es schlägt schmerzhaft zum Takt meiner Schritte, wenn ich gehe. Es wimmert in der Stille, wenn ich ruhig bin. Und es packt mich, zieht mich endlos hinab – dorthin, wo die Dunkelheit keinen Boden hat.

Unwiederbringlich. Du bist weg und wirst nicht wieder kommen. Endgültig ist dein Tod, den ich nicht begreifen kann und will. Er ist der Schlag ohne Vorwarnung ins Gesicht, der brutale Hieb in den Magen, der kein Bedauern und kein Mitleid für die Hinterblieben kennt. Ich liege am Boden, krümme mich, ohne einen Ton von mir zu geben, und schnappe nach Luft, die ich nicht mehr will.

Unwiederbringlich. Die Frage nach dem „Warum“ steht leer im Raum. Vor ihr liegt die Hoffnung, dass es ein „Zurück“ und ein „Wieder“ gibt. Sie ist tot, wie du.

Wenn mir etwas zu groß erscheint, eine Aufgabe zu gewaltig, dann teile ich sie in kleine Stücke. Die übersichtlichen Portionen nehmen dem Ganzen seinen Schrecken und ich kann damit beginnen, sie für mich zu beantworten. Doch ist es ein Trost, dass nicht nur dein Leben, sondern jeder kleine Augenblick bereits in dem Moment, in dem du daran denkst, unwiederbringlich verloren ist? Mich macht es nur traurig.

Unwiederbringlich. Es ist das letzte Wort.

 

Wenn ich heute in der Küche sitze

und als Vater daran denke und darauf hoffe, dass meine Kinder einmal so warme Gedanken an diese Küche haben wie ich an die meiner Kindheit mit meiner Mutter, meinen Vater,

wo wir gekocht und gelacht, zusammengesessen und geredet, gestritten und uns wieder verziehen haben, dann tröstet mich dieser Blick in die Zeit, in der ich nicht mehr bin.

 

Im Wald

Nachdem du gestorben warst, ging ich in den Wald, weil du mir davon erzählt warst, dass du hier immer Ruhe gefunden hast, und die Erinnerung daran mich spüren lässt, dass du für mich noch nicht ganz weg bist.

Ich sehe herabfallende Blätter, totes Holz, mit Moos bedeckt, verdorrte Grashalme und bleiche Büsche, graue Flechten auf grauen Steinen, nicht voneinander zu unterscheiden.

Natur kann oft auch traurig sein.

Aber ich weiß, irgendwann wird sie wieder blühen und neues Leben treiben. Auch wenn ich einmal tot sein werde. Ein Gedanke, der mir keine Hoffnung gibt, aber tröstet.

 

Wenn ich an deinem Grab stehe,

blicke ich automatisch nach oben und suche eine Wolke am Himmel. An der halte ich mich dann fest und denke daran, wie es wohl wäre, wenn ich mit den Toten im Grab darauf über Länder und Meere fliegen könnte. Ich male mir aus, wie wir uns anlächeln und vielleicht die eine oder andere Anekdote zum Besten geben. Und ich träume davon, wie uns der Wind ins Gesicht weht, wie uns die Sonne wärmt – und wie wir etwas traurig mit allen Sinnen spüren, wie wichtig ein Leben ist.

Wenn ich an deinem Grab stehe, schaue ich nicht auf den Grabstein oder das Kreuz; ich stelle mir auch nicht vor, dass Du in einem Sarg liegst oder in einer Urne. Ich rieche lieber an den Rosen, die ich dort für Dich gepflanzt habe.

Wenn ich an deinem Grab stehe, nehme ich mir Zeit, der Amsel auf dem nächstgelegenen Busch zu lauschen und zu überlegen, welches Lied auf welchen Instrumenten wir wohl gemeinsam spielen würden, wenn wir es könnten. In welchen Filmen wir Hauptdarsteller wir gewesen wären und welche Bilder wir zusammen gemalt hätten.

Wenn ich an Deinem Grab stehe, wird mir nie langweilig, weil wir dann genau das machen, wofür wir keine Zeit hatten.

 

Tröstendes Give-away für Bestatter und Beerdigungsinstitute

Die Trauertexte sind Bestandteil von „Das kleine Trauerbüchlein“, dem Werbemittel u.a. für Bestatter, Hospizvereine und Krankenhäuser. Mehr Informationen und Bestellmöglichkeiten finden Sie auf der Seite des Kleinen Krebs Verlags.

Für Einzelbestellungen: In der Version „Das kleine Trauerbrevier“ ist unser Büchlein gedruckt erhältlich und als Kindle-Version.

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