Als Geschäftsführer eines kleinen Unternehmens und Vater zweier Kinder ist mir nichts mehr fremd. Denke ich – und sollte diese Behauptung sofort wieder zurücknehmen. Weil: Ich werde täglich immer wieder aufs Neue überrascht von Menschen, vornehmlich von Frauen und Männern, wenn sie aufeinander treffen. So war es auch an einem Wochenende vor einigen Monaten, an dem sich folgende Geschichte zutrug:
Mein Freund Stephan (gibt es eigentlich noch Stefans mit einem ordinären „f“?) hatte fünf Freunde (darunter mich) engagiert, Sophia hat ihre beiden Schwestern mitgebracht. Acht Menschen und ein 7,49-Tonner-Möbelwagen, voll gestopft bis unters Dach, wo sich der Fikus Benjamini neben dem Fahrrad krümmt.
Genau: Stephan und Sophia ziehen zusammen in eine neue Wohnung, idyllisch im Grünen und in der tiefsten Provinz gelegen. Sie sind frisch verliebt.
Die fünf Freunde sind kräftige Kerle. Keine Studenten oder Leute aus dem Fitness-Studio. Selbst den alten Bauernschrank von Sophias Oma heben und zerren sie die Treppe hinauf in den ersten Stock. Sophia liebt ihn, Stephan schiebt ihn.
Nach vier Stunden ist alles oben, jetzt übernehmen die Frauen das Kommando: Der Tisch kommt in die Küche, an die Wand darüber Rosina Wachtmeisters Katze. Danach wird das Sofa-Ensemble im Wohnzimmer mehrmals von einer Ecke in die andere gerückt, freilich im Gefolge auch Omas Bauernschrank, der dann doch im Schlafzimmer landet.
Noch befolgen die Männer die weiblichen Anweisungen ohne Murren. Genau 57 Minuten lang, denn … jetzt gibt es Wichtigeres zu tun: Nur Satellitenanschluss in der neuen Wohnung – der Fernseher muss eingestellt werden!
Während Sophia wiederholt bei Stephan den Waschmaschinenanschluss anmahnt, versucht dieser inklusive aller verpflichteten Freunde, Eurosport, SAT1 und Sky Sport zu justieren. Die Waschmaschine muss warten, anderweitig konzentriert bittet Stephan um Geduld: „Das mach´ ich danach, das dauert ja nur 5 Minuten.“
Um 17.45 Uhr ist der Fernseher betriebsbereit.
Die Freunde haben den vollen Bierträger entdeckt, Stephan nimmt sich derweil die Waschmaschine vor: Ächzend geht er mit dem Schlauch in der Hand in die Knie, stöhnend zwängt er sich zwischen Wand und Gerät, schimpfend versucht er, die Verbindung vom Wasserhahn zur Waschmaschine herzustellen.
Vergebens. Die Anschlussmanschette passt nicht.
Es ist kurz vor 18 Uhr, die Geschäfte in der Provinz schließen gleich. Stephan versucht ein treuherziges Lächeln, Sophias Nerven melden sich nachdrücklich.
Sie wird noch viel über Männer lernen müssen.