Gedanken im verregneten April

Da wir gerade unseren Wallnussbaum umgepflanzt haben, sind wir froh darüber, dass es seit Tagen regnet. Wenn ich allerdings aus dem Fenster schaue, bezweifle ich, ob der Regen den Meisen, Spatzen und Amseln, die offensichtlich gerade mit dem Nestbau beschäftigt sind, ebenfalls Freude bereitet. Zumindest finden sie leichter Würmer. Ich habe dafür die nötige Zeit und Muße, spontane Gedanken in Worte zu fassen:

Keine Lust zu haben, scheint mir der elementarste Grund dafür zu sein, etwas nicht zu machen. Dennoch wird er nur selten akzeptiert.

Ich hebe nichts auf, damit sich meine Kinder daran erinnern. Sie sollten genug damit zu tun haben, ihr Leben zu leben und sich ihre eigenen Erinnerungen zu schaffen.

Was ist verschwendete Lebenszeit? Je älter ich werde, desto mehr keimt in mir der Verdacht, dass „faul sein, dumm schauen und kuscheln“ nicht dazu gehören. Sich wohl fühlen ist vielleicht ein Indiz dafür, seine Zeit sinnvoll zu verbringen. Wenn man sich die Frage nach dem Sinn nicht stellt.

Gedanken über Egozentriker. Machen wir uns nichts vor, wir alle sind welche. Das Problem dabei ist, wir sehen es nur bei den anderen, was wiederum nicht sonderlich verwunderlich ist, da wir ja nur unser Leben kennen (und selbst das nicht richtig). Wie schaffe ich es, unabhängig zu sein und mich nicht von den Egos anderer am eigenen Leben hindern zu lassen? Und dennoch: Der Mensch

ist ein soziales Leben. Und mit wem kann ich diese Gedanken teilen? Mit wem kann ich generell private Gedanken teilen, drehen, schärfen, ohne (auf) persönliche Befindlichkeiten zu treffen, die das ehrliche Miteinander behindern?

Grotesk. Je mehr ich Zeit damit vergeude, in den Sozialen Medien anderen bei ihren öffentlich vorgetragenen Leben zuzusehen und mich darüber zu wundern, dass jeder seine Gedanken und Meinungen in die Welt senden muss, desto wertvoller wird mir das Private, das Intime. Und schon steigt das Verlangen, genau dies öffentlich zu machen.

Muss ich mich für Covid und den Ukraine-Krieg interessieren? Muss ich Angst haben oder mir die Angst anderer zwei Jahre und länger zu eigen machen?

Manchmal bin ich mir nah, aber immer auch fremd.

Ich mache häufig etwas, ohne darüber nachzudenken. Das ist auch in Ordnung so, anstrengend wird es nur, wenn ich es erklären soll.

Macht es euch eigentlich keine Angst, wenn ihr zum Himmel schaut?

Erinnerungssplitter sind ein herrlich weites Feld für Geschichten, die nicht korrekt, aber vielleicht wahr sind. In jedem Fall sind sie lustiger und meist auch schöner.

Wer klug entscheidet, hat vorher genau beobachtet.

Es gibt Menschen, deren Temperatur immer gleich ist. So um die 15 Grad, immer nett und freundlich, ausgesprochen angenehme Zeitgenossen. Mein Thermometer dagegen wird in seiner ganzen Spanne ausgereizt, es ist nicht einfach mit mir. Aber manchmal richtig lustig.

Das grundsätzliche Problem: Es ist eigentlich egal.

„Es ist alles erlaubt, was zum Erlebnis führt.“ Gottfried Benn (1886-1956) kannte wohl nicht die Konsequenzen.

In einer erfundenen Geschichte kann viel Wahres sein.

In diesem Spiel, das man Leben nennt, gibt es eigentlich nur drei spannende Rollen: König, Krieger oder Hofnarr. Wer Mensch bleiben will, sollte sich für den Hofnarren entscheiden.

Regnerischer April
Regnerischer April

 

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