Eins plus eins ist viel mehr als zwei

Ein Bericht von Eltern, die gerade ihr zweites Baby bekommen haben. Es sind die Erfahrungen von nahezu allen Familien in einer solchen Situation, angeblich soll es beim dritten Kind besser werden. Allerdings haben das befragte Eltern auch schon vor Ankunft des zweiten Babys behauptet – und sie haben gelogen, denn: Zwei Kinder sind weit anstrengender als die Summe ihrer Teile. Aber lesen Sie selbst die Erzählung eines Vaters:

„Ich habe heute sehr wenig geschlafen. Das wäre nicht weiter erwähnenswert, wenn ich nicht gestern und die die Tage davor ebenfalls sehr wenig geschlafen hätte. Der Grund: Ich bin Vater, genauer gesagt Vater eines dreijährigen und eines dreimonatigen Sohnes.

Und ich bin ein Ehemann. Das bedeutet, dass mein Schlafmangel im Vergleich zum Schlafentzug der Mutter bestenfalls ein schlechter Witz ist. Und wenn ich hin und wieder gerne frotzle und übertreibe, meine ich es diesmal bitterernst. Während ich nämlich tagsüber im Büro ein Nickerchen nehmen kann und im Tiefschlaf die nächtlichen Stillzeiten häufig versäume, ist meine Frau 24 /7 (24 Stunden sieben Tage die Woche) mit einem wachen Kind beschäftigt, denn dass beide Nachkommen gleichzeitig schlafen, ist eine Mär ohne Alltagswirklichkeit.

Väter und immer noch liebende Ehemänner wissen deshalb, dass frischgebackene Mütter von zwei Kindern die gefährlichsten Lebewesen auf Erden sind. Ein hungriger Löwe, ein blutdürstender Hai oder eine mordlüsterne Königs-Cobra – allesamt harmlose Geschöpfe im Vergleich zu meiner Frau.

Es gibt keinen Schlaf und es gibt kein Bier für den Vater, denn Alkohol ist nicht nur grundsätzlich keine Lösung, sondern absolut schädlich für die neuen Aufgaben, die weit mehr als den altvorderen „Ernährer“ bedeuten. Denn das neue, wunderbare (auch das meine ich ehrlich) Vaterbild bedeutet, dass man nach der Geburt den älteren Sohn (gilt natürlich auch für die Tochter) „übernimmt“, während die Mutter sich erst einmal um den Frischgeborenen kümmert.

Exkurs: Die Kinderverteilung schürt beim Vater gerne die Hoffnung, eine besondere Beziehung zu einem Kinde zu knüpfen, die fester als das Band zur Mutter ist. Es ist aber nur die dumme Torheit eines Mannes, der die freundlichen Worte des Sohnes (vor allem, wenn er etwas braucht) überbewertet. Keine Frage, Jungs werden IMMER ihrer Mutter näherstehen, selbst wenn sie genervt im Erziehungsmarathon die Augen rollen. Es ist dieses Gefühl für die wahren Machtverhältnisse in Familien, dass sich bei Kindern sehr früh ausprägt.

Wenn Sohn Nummer 2 endlich abgestillt ist, dräut DER Abend, an dem ein Vater nur verlieren kann. Die Mutter geht nach vielen Monaten endlich mit Freundinnen, aber ohne Kinder (und ohne Mann) aus – in der Stunde, bevor sie das Haus verlässt, wechseln sich detaillierte Anweisungen und strenge Ermahnungen im Sekundentakt mit einem „Ich bleibe doch besser daheim!“ ab. Selbstverständlich vertraut sie ihrem Ehemann nicht, zu oft hat er schon Dinge auf den Boden fallen lassen….

Erst, als beide Söhne friedlich schlafen, verlässt die Mutter das Haus, nur leidlich beruhigt von der Tatsache, dass es sich beim Babysitter immerhin um den Vater der Kinder handelt.

Sekunden, nachdem die Haustür ins Schloss gefallen war, ist aus dem Babybett ein kurzes Japsen zu hören, das wenig später in ein infernalisches Schreien mündet. Dem hilflosen Vater, der in den nächsten beiden Stunden das brüllende Kind im Arme wiegend durchs Haus trägt, hilft es wenig, dass er erst vor ein paar Tagen gelesen hatte, dass bei männlichen Babys schmerzhafte Darm-Koliken nicht selten sind.

Nachdem endlich der Zweigeborene eingeschlafen ist, erscheint die aufgrund eines fröhlichen Abends lächelnde Mutter. Noch bevor sie den Mantel ablegt, wirft sie dem Gatten ein „Und wie war es?“ entgegen. Der wiederum ahnt, dass egal, wie er antwortet, es falsch sein wird: Berichtet er vom brüllenden Sohn, wird es ein vorwurfvolles „Hättest du doch angerufen!“; schwindelt er dagegen von einem „ruhigen Abend“, wird ihm noch sehr lange Zeit immer wieder sein „unbändiges Glück“ um die Ohren geschleudert.

Ich behaupte, es ist keine so große Überraschung, wenn Eltern sich in ähnlicher Situation scheiden lassen. Ein Freund meinte zum Beispiel, seine Frau und er hätten den ersten Geburtstag ihrer zweitgeborenen Tochter ausgelassen gefeiert – nicht wegen des prächtigen Kindes, sondern weil sie sich nicht scheiden hatten lassen. Ich verstehe das.

Jedenfalls bin ich trotz der Strapazen noch glücklich verheiratet. Noch. Meine Frau jedenfalls würde dafür meine Hand nicht ins Feuer legen.“

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