Jetzt sagen Sie mal: Wo ist das Geld geblieben? Ihres, meines, seines, eures, unseres?
Wo immer man sich befindet. Es wird das Klagelied der Krise und der knappen Finanzmittel angestimmt. Die Bürgermeister der Kommunen schütteln traurig ihr leeres Stadtsäckel, Politiker heben ratlos die Schultern, Manager zetern über die unzumutbaren Rahmenbedingungen in Deutschland und mein Lieblings-Grieche ist samt des besten Souvlaki, Bifteki und Gyros der Stadt einfach einem Walmdach-Bauträgerunfug mit 18 Wohneinheiten gewichen.
Frage nicht, was der Staat für dich tun kann. Frage, was du für den Staat tun kannst. John F. Kennedys Aufforderung ist die Lösung.
Wohlan, schreiten wir zur Tat und heben von der Stadtsparkasse unsere letzten 50 Euro ab. Antizyklisch werden wir investieren – und lassen die ersten fünf Euro gleich vor Ort. Die Finanzberaterin, die gerade noch ein Darlehen ablehnen musste, freut sich über das Verständnis und das Signal: Es ist ein Anstoß für die Wirtschaft.
Der Weg führt weiter ins Rathaus, wo ich im Rahmen einer kleinen Feierstunde dem Bürgermeister zwei eingerahmte Fünf-Euro-Scheine vertrauensvoll übergebe. Er benötigt das Geld für den Kindergarten und das Klimaschutz-Gutachten, das etwas ins Stocken gekommen scheint. Landkreis, Freistaat, Bund und EU bekommen aber nichts, denn die begrenzten Ressourcen verlangen einen verantwortungsvollen Umgang damit.
Wenig später drücke ich auf dem Behandlungsstuhl unter nachlassenden Schmerzen meinem Zahnarzt fünf Euro in die dargebotene Hand. Er nimmt das Geld mit einem leisen „Danke“ ebenso wie meine Hausärztin, die schon ungeduldig auf den monatlichen Obolus wartet.
Weitere fünf Euro gehen aus vielerlei Gründen an die FDP, an ein bekanntes IT-Unternehmen und an den Rechtsanwalt in der Nachbarschaft. Dessen Sekretärin kann sich nur noch einen gebrauchten BMW leisten, was inakzeptabel ist.
Den neunten Fünf-Euro Schein bekommt der Priester für seine neue Orgel und mein Gewissen. Ja, und die letzten fünf Euro behalte ich für mich um eine kleine Firma zu gründen. Damit bin ich raus aus der Arbeitslosen-Statistik, aber darf für mich in Anspruch nehmen, denn genau:
Ich bin Deutschland!