13. Dezember bis 26. Januar: Gedanken und Beobachtungen

Ich sitze gerne auf einem Bankerl. Da weiß ich ganz genau, dass ich nicht wichtig bin, nichts reden muss und einfach nur schauen darf. Meistens denke ich dann an rein gar nix, manchmal aber denke ich mir was.

Winter ist es und damit die Zeit der schwarzen Rollkragenpullover. Das heißt vor allem auch: Kein Tag, an dem nicht eine Frau an mir herumzupft, weil man das Haar auf dem Pullover so deutlich sieht. Seltsam, dass Männer kein Zupf-Bedürfnis haben.

Gestern bin ich wieder einem Mann begegnet, der ungefragt von sich behauptet hat, dass er „über sich selbst lachen kann“. Die Frau daneben ergänzte sofort, dass dies auch ihre bevorzugte Charaktereigenschaft sei. Sonderbar nur, dass mir beide ziemlich humorlos erschienen.

Ich bekenne: Ich bin ein Nest-Flüchtling, ein Mensch-Meider, ein Kommunikations-Verweigerer, ein Gesellschafts-Zersetzer, ein Team-Störer, ein Körper-Nonkontaktler und Umarmungshasser.

Umarmung – genau, da fangt es ja schon an. Sobald man einem anderen Menschen begegnet, geht’s los mit dieser elendigen Umarmerei und Abschmuserei. Ein Küsschen links, ein Bussi rechts, ein Klatsch auf den Rücken – und fast nie ist eine Frau dabei, auf die man scharf ist.

Nochmal zur Aussage „über sich selbst lachen können“. Es tatsächlich zu tun, weist den schmalen Grad zur Persönlichkeit.

Warum ist eigentlich in Top Hotels mit Top Frühstückbuffets der gebratene Speck nie knusprig und rösch?

Und ein drittes Mal „über sich selbst lachen können“. Es ist traurig dabei zusehen zu müssen, wenn Menschen als allererste über ihre eigenen Witze lachen.

Trotz meines Hangs zum Pathos und zur großen Geste bin ich ein misstrauischer Mensch. Als solcher staune ich über Menschen, die sich etwas trauen, zum Beispiel weit reisen oder aussteigen. Und ich finde es schade, wenn sie der Attitüde nicht widerstehen können, sich im (echten oder sinnbildlichen) Zug ans Fenster zu setzen und uns – das Kinn in die Hand gestützt und mit gedankenvollem Blick in die Ferne – an ihrer humorlos-weinerlichen, VHS-geschulten Nachdenklichkeit teilhaben zu lassen.

Bei Verbalerotikern, also Menschen, die jedes zweite Wort dem Primat des Sex opfern, frage ich mich, ob sie nicht die eigentliche Evolution abgekürzt haben und hier das Sperma mittels prompter Zellteilung sofort zum ganzen Menschen mutiert ist.

Ich würde gerne einmal eine Umfrage starten, wer sich beim Sonntagsfrühstück vollkleckert und wer nicht.

Im Sitzkreis, da sitz´ ich. In Kindergärten und Schulen ist diese Art der präpubertären Psychologie weit verbreitet. Ich wäre gerne mal dabei – einfach um zu sehen, ob Kinder da auch zuhören.

Noch mehr Gedanken gibt es hier …

 

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