Wie ein Vater sein Trauma überwindet

Eine etwas ältere Geschichte, auch in Erinnerung an meinen Vater: Natürlich kommt es auf die Größe an. Wer das Gegenteil behauptet, hat keine Ahnung und auch nur halb so viel Spaß im Leben. Ich möchte mit dieser Behauptung keineswegs Gartenzwergen zu nahe treten, aber mal ehrlich: Wer nimmt denn die kleinen Gesellen im Vorgarten wirklich ernst?

Worin der triebhafte Drang zur Größe gründet? Mein Psychotherapeut, den ich noch nicht habe, würde wahrscheinlich ganz tief in meiner Kindheit schürfen – und spätestens im Kindergarten, der noch nicht Kindertagesstätte hieß, fündig werden.

Dort handwerkten die Kindergärtnerinnen, die noch nicht Erzieherinnen hießen, und ließen die Buben, die noch nicht Kids hießen, in allerlei pädagogisch wertlosen Wettbewerben gegeneinander antreten. Einer davon hieß: Wer hat das größte Auto?

Abgesehen davon, dass diese Frage auch 2011 noch das bundesdeutsche Bewusstsein bestimmt, musste ich 1968 akzeptieren: Ich hatte es nicht, das größte Auto.

Ich konkurrierte vielmehr um den Titel des kleinsten Autos (siehe Foto) – und weil meine Eltern auch die folgenden 14 Jahre dachten, dass ein „zu viel und zu groß“ nur schaden kann, verfügte ich über eine sehr überschaubare Spielzeugsammlung. Natürlich ist mein Vater völlig anderer Ansicht, wie schon sein Vater, der ein Holzgewehr und den weihnachtlichen Apfel als durchaus üppig empfand.

Jetzt bin ich der Vater von zwei kleinen Jungs, und mein Vater ist der Großvater. Mit einer klaren Aufgabenverteilung: Ich besorge die großen Spielsachen, Opa die noch größeren.

Ein stattlicher Fuhrpark, der die Garage füllt, eine 24 Meter lange Holzeisenbahn, 18 Meter LEGO-Schienen, 4 Autorennbahnen (Wada, Hot Wheels und Carrera GO und 32), ein anderthalb Meter hoher Baukran, ein Bagger um den 8 qm großen Sandkasten auszuheben, Stoffhund und Plüschpferd in Lebensgröße, die komplette Ritterburg von Playmobil – die Liste der Monströsitäten in Plastik, Naturholz und High-Tech-Materialien ließe sich noch lange fortsetzen.

Und sie wird täglich länger, denn nicht nur die Größe zählt, sondern auch die Masse. Das wiederum treibt mich wöchentlich ins Fastfood-Restaurant, um ja kein Spielzeug aus der Kindertüte zu verpassen. Und mein Vater? Der kauft die Bestände an Überraschungseiern auf.

Sie machen sich Sorgen um meine Jungs? Das ist nicht nötig, glauben Sie mir. Die beiden haben nämlich eine Mutter, die sehr gerne wieder verkauft (ein Hoch auf Kinderbasare) und noch lieber entsorgt.

Nur ich und mein Vater bleiben ohne Hilfe. Übrigens, wenn Sie uns suchen: Wir sind im nächsten Spielwarenladen. Es gibt da ein Kindermotorrad mit einem unglaublich leistungsfähigen Elektroantrieb….

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