Wenn es draußen richtig kalt ist, verkriecht man sich entweder ins warme Zimmer oder macht einen ausgedehnten Spaziergang. Beides bietet gute Gelegenheiten zum Sinnieren über alles Mögliche.
Von Weihnachten bis Silvester „hänge“ ich immer in meinem „Zwischen den Jahren“-Blues. Ich kann es nicht erklären, warum und für was es nütze ist, aber in diesen Tagen bewege ich mich, seitdem ich denken kann, in einer Twilight-Zone, irgendwie abgestöpselt vom Leben, emotional im Stand-By-Modus. Es ist so wie kurz vor Tagesanbruch, wenn das Leben nochmals still hält um dann wieder zu erwachen. Oder wie in einem Simenon-Roman, wenn Kommissar Maigret kurz vor der Lösung eines Falls in ein Bistro geht, sich ein Glas Wein bestellt und anschließend stundenlang vor sich hinbrütet, nichts denkt und wartet.
Ich bin oft ein ungeduldiger Mensch und unterbreche Menschen gerne. Eine wirklich unangenehme Eigenart, die ich mir „schön rede“, denn: „Ich weiß doch, was der andere sagen will, warum soll ich Zeit verschwenden?“ Das ist nicht sehr nett und manchmal sicher auch falsch.
Bekenntnis moderner Eltern: Mein Kind schläft im Stokke-Bett, sitzt im Stokke-Stuhl, fährt im High-Tech-Kinderwagen mit Doppelscheibenbremse und trägt Strampler von „Baby Dior“, den die Tante aus Amerika geschickt hat. Natürlich ist er kein siebenmonatiger Markenfetischist, vielmehr denken wir bereits jetzt an den Baby-und Kinder-Basar, auf dem wir Umsatz machen und uns nicht blamieren wollen.
Mal wieder eine U-Bahn-Beobachtung: Ein älterer Herr direkt vor mir betritt die U-Bahn, erkennt, dass er in der falschen Linie ist und bleibt vor mir als unüberwindbares Hindernis stehen. Kurz vor Abfahrt springt er zurück – wir beide bleiben am Bahnsteig zurück.
Bundeswehr-Lehre 1: Während einer Militärübung auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr im Winter 1984 musste ich bei -20 Grad Celsius Nachtwache schieben. Ich habe noch nie in meinem Leben so gefroren und wären meine Hände nicht für jegliche Bewegung zu steif gefroren gewesen, hätte ich vielleicht die Pistole gezogen …. zumindest habe ich mir das in meinem vernebelten Hirn so überlegt. Das Gute an dieser Erfahrung: Wenn ich heute – über 30 Jahre später – in meinem Büro sitze, mich über Menschen ärgere, meine Arbeit hasse und an meinem Schicksal verzweifle, dann kommt irgendwann der Augenblick, an dem ich denke „Wenigstens ist es hier schön warm.“
Bundeswehr-Lehre 2: Stecke mehrere Menschen in einen Raum und übe Druck auf sie aus. Sehr schnell reduzieren sich menschliche Empfindungen auf steinzeitliche Reflexe und wird ein „Stuben-Arschloch“ zum verbindenden Element der restlichen Gemeinschaft.
Bundeswehr-Lehre 3: Freiheit findet 1983 dort seine Grenze, wenn der Unteroffizier meint, es wäre nicht kalt genug für Handschuhe.
Warum gibt es beim Frisör eigentlich eine Simulationssoftware, mit dem man dem Kunden zeigen könne, wie einzelne Haarschnitte an seinem Kopf aussehen und wirken?