Passend zur Jahreszeit schreibe ich an meinem Theaterstück weiter und finde mich plötzlich im Nebel wieder.
Szene 5: Vor und im Keller
Kurz vor Tagesanbruch. Vor dem Keller sitzen der Geist und die Alte auf einer Bank.
Alte Frau: Nebel zieht auf.
Geist (gibt ein Geräusch von sich, irgendetwas zwischen Stöhnen und Grunzen)
Alte Frau: Nebel zieht auf. Langsam kriecht er vom alten Fluss heran. Er ist kalt. Und nass. Mich friert.
Geist: Ich mag den Nebel nicht.
Alte Frau: Kalt ist er. Wie ein modernder Sack, der dich umwickelt und bis auf die Knochen zittern lässt.
Geist (vor sich hin sinnierend): Ja ja.
Alte Frau: Was gibst du mir Recht, du Narr. Du spürst den Nebel doch eh nicht.
Geist: Im Nebel verfangen sich die Seelen und Geister…
Alte Frau: Das müsst´ dir doch gefallen. Da triffst du Freunde.
Geist: Es sind nicht die angenehmsten und freundlichen Geister, die im Nebel zuhause sind. Es sind die Alten und Verbitterten, die Grausamen und Bösen, die Zahnlosen und Hässlichen…
Alte Frau: Hör´ auf damit, ist schon gut. Ich habe verstanden. Und wo sind die anderen?
Geist: Die Jungen und Wilden, die siehst du auf dem Meer, wenn eine Böe die Segel deines Schiffes erfasst.
Alte Frau: Ich habe da noch nie was gesehen.
Geist: Wundert mich auch nicht. Du warst ja noch nie auf einem Schiff und auf dem Meer schon gar nicht.
Alte Frau: Ich habe da trotzdem noch nie was gesehen. Weder auf einem Schiff noch auf einem Meer noch hier vor dem Keller.
Geist: Dann schau´ genau hin und hör´ vor allem genau hin.
Geist: Schreie im Nebel (Lied)
Chorus Die Schreie im Nebel // machen mir Angst. Sind lautlos // und grausam, sind zahnlos und alt. // Die Schreie im Nebel // packen am Hals. Jeder einzelne // Finger ist modrig und kalt.
Ganz alleine stehe ich da // Und spüre mich selbst nicht mehr. // Der graue Nebel umhüllt mich und // erzählt von meiner Einsamkeit. // Alte Geister, die sich her verfangen, // erschrecken und verjagen jeden Trost.
Chorus
Keine Hoffnung, flüstert leblos die eine Seele, // die andere krächzt: Es wird noch schlimmer heut. // Ich höre alles und sehe nichts, // spüre nur das Grauen auf der Haut. // Wohin ich mich auch wende, // es gibt kein Licht und auch kein Ziel.
Chorus