Weihnachtsbrief 2012

Weil ich Vater eines Kommunionkindes bin, gehe ich wieder regelmäßig in die Kirche. Auch an Weihnachten.

Ich finde das gut so, mein Sohn seltsamerweise auch. Er mag den Gottesdienst, obwohl er vieles nicht versteht. Bei mir ist es ähnlich. Nur sind die Dinge, die wir beide verstehen oder nicht, genau die jeweils anderen. Das wiederum verstehe ich, denn mein Sohn ist an vielen Wahrheiten näher dran als ich. Und er singt besser.

Ich singe sehr gerne und am liebsten sehr laut. Und leider unglaublich schlecht. In der Kirche ist das inmitten 75jähriger Falsett-Stimmen und 80jährigen Bass-Brummens völlig egal. Auch deshalb gehe ich gerne in die Kirche. Schade nur, dass die meisten Menschen hier so ernst sind. Sie besingen die Freude und lächeln nicht.

Ich mag den Advent und Weihnachten, weil es die Zeit ist, an der ich über solche Dinge nachdenke. Zum Beispiel über den Spaß und seine Spielarten. Fröhlichkeit, Freundlichkeit, Ironie, mit Lächeln, Schmunzeln, Grinsen, Augenzwinkern oder laut Lachen: sie kommen alle zu kurz. Wir ärgern uns lieber, sind permanent empört und schimpfen so gerne. Leider auch viel zu häufig ich. Seltsam, würde mein Sohn sagen.

Ich möchte an Weihnachten und im Neuen Jahr einfach öfter mal einen Schritt zurück treten. Ich möchte mich wieder auf ein Bankerl setzen und lächelnd schauen. Einfach so. Und dabei etwas Lustiges denken und vielleicht sogar sagen. Da ich ein vorlautes Mundwerk besitze, wird mir um eine – bedauerlicherweise nur selten wirklich gelungene – Pointe nicht verlegen sein. Ich nehme gerne jemanden auf die Schippe, häufig bin ich das selbst. Das Gute daran: Missverständnisse sind ausgeschlossen. Sofern ich aufpasse.

Meist ist es die Arbeit, die uns keinen Raum für Spaß lässt. Mein persönliches Empfinden sagt mir, dass ich in den vergangenen Monaten noch nie so vielen Menschen begegnet bin, die vom Job aufgerieben werden. Das Ganze erinnert mich irgendwie an einen Kochtopf. Es wird erhitzt und erhitzt und erhitzt – und oben der Deckel fest darauf gepresst. Abgesehen davon, dass man sich fragt, wann das Ganze explodiert, geht es im Topf logischerweise wenig lustig zu. Eine tückische Nebenwirkung: In der spärlichen freien Zeit ärgern wir uns über…

Glücklich ist der zu schätzen, der Ironie als Lebensprinzip pflegt. Der außerdem weiß, wo ein schönes Bankerl steht. Und der Weihnachten mag und Spaß hat.

Sehr hilfreich ist es außerdem, einen (oder sogar mehrere) Menschen zu kennen, der diesen Spaß am Leben hat. Und das, obwohl er auch die Schattenseiten und das Leid gut kennt. Ich habe hier Glück – und erinnere mich besonders an Weihnachten gerne an meinen „Großen Opa“. Ich bin ihm unendlich dankbar und könnte von seiner gelassenen Art so vieles mehr gut gebrauchen.

Es ist ein schöner Gedanke sich vorzustellen, dass verstorbene Verwandte und Freunde im Himmel gemeinsam Weihnachten feiern. Meine trinken bestimmt Ananas-Bowle und Becherovka, essen Fisch oder Kutteln (meine Mama und mein Opa), hören Karel Gott und haben ihren Spaß an Wortkreationen wie „Christi-steig-auf-Himmel“ und „Maria-such-mich-heim“.

Ich wünsche Euch allen, dass Ihr an Weihnachten und 2013 vielen lustigen Augenblicken und fröhlichen Menschen begegnet & Euren Spaß daran habt. Und überhaupt.

Ein gesegnetes Fest.

Bernhard

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